Die folgenden Ausführungen sind eine schriftliche Zusammenfassung der im Video dargestellten Inhalte.
Kinder zu fördern bedeutet, sich an den individuellen Lernständen der Kinder zu orientieren, um sie auf dieser Grundlage bestmöglich zu unterstützen. Optimalerweise sollte eine zielgerichtete Förderung regelmäßig über einen längeren Zeitraum erfolgen.
Jedes Kind hat ein Recht auf Förderung: ein eher leistungsschwächeres Kind genauso wie ein leistungsstärkeres Kind. Dieses Modul beschäftigt sich damit, wie eine Fördersitzung ablaufen kann und was bei der vorherigen Planung bedacht werden sollte.
Wie fördern wir ein Kind bestmöglich?
Grundsätzlich sollte der aktuelle Lernstand des Kindes, also die vorhandenen Kompetenzen und mögliche Schwierigkeiten, in Grundzügen bekannt sein. Wird mit einem Kind eine Förderung aufgenommen, empfiehlt es sich, die erste Sitzung als Diagnosesitzung beispielsweise in Form einer mündlichen Standortbestimmung durchzuführen. Zur besseren Einordnung und Reflexion von Kompetenzen und Schwierigkeiten sind Notizen hilfreich, die während oder nach den Sitzungen entstehen (Götze, Selter & Zannetin, 2019, S. 164 ff.).
Zur Vorbereitung auf eine Fördersitzung sollte ebenfalls die Analyse der Förderziele der Übungsaufgaben gehören, um sicherzustellen, dass diese dem Lernstand des Kindes entsprechen. Zur Unterstützung bietet es sich in der Regel an, didaktisches Material zu verwenden. Der Umgang mit diesem Material muss jedoch ebenfalls vom Kind erlernt werden und kann zusätzlichen Lernstoff bedeuten. Ist also der gewinnbringende Einsatz von bekanntem Material möglich, so ist es ratsam darauf zurückzugreifen (Käpnick, 2014, S. 156; Söbbeke & Steinbring, 2007, S. 67).
Fördersitzungen sollten einer Struktur unterliegen. Zunächst sollte dem Kind Thematik und Ziel der aktuellen Fördersitzung deutlich gemacht werden. Als erste Übungen einer Fördersitzung eignen sich in der Regel Wiederholungsaufgaben aus der letzten Sitzung, die das Kind sicher lösen kann. Die Aufgabenauswahl sollte in jeder Sitzung je nach Schwerpunkt der Förderung geschehen. Im Fokus steht dabei, was das Kind in der jeweiligen Sitzung anhand der Aufgabe lernen soll. Dabei bestimmen Lerntempo und Kompetenzen des Kindes, wie intensiv die entsprechenden Inhalte bearbeitet werden. Bei der Auswahl der Übungsaufgaben ist zu bedenken, dass die Anzahl und Unterschiedlichkeit der Übungen das Kind nicht über-, aber auch nicht unterfordert. Je nach Bedarf sollten gezielt Übungen ausgewählt oder auch, mitunter auch mehrfach, wiederholt werden (kira.dzlm.de/172).
Während der Bearbeitung der Aufgaben empfiehlt es sich, eine eher passive Rolle einzunehmen, um dem Kind die Möglichkeit zu geben, eigene Lösungswege zu finden und Wissen selbstständig zu verknüpfen. Ein durch gezielte Fragen indirekt vorgegebener Lösungsweg führt zwar zu einem richtigen Ergebnis, aber nicht unbedingt zu einem besseren Verständnis. Einige gezielte Impulse können jedoch hilfreich sein. Dafür eignen sich Fragen wie: „Wie musst du die Aufgabe verändern, damit…?“, „Findest du eine ähnliche Aufgabe, die dir helfen kann?“ oder „Erkläre mir deinen letzten Rechenschritt.“ Solche Impulse lassen weiterhin verschiedene Lösungswege zu, die das Kind selbstständig finden muss, oder machen es indirekt auf einen Fehler aufmerksam, den es dann selbst korrigieren kann. Entdeckungen und Erklärungen seitens des Kindes tragen in der Regel mehr zum Verständnis bei. Erklärungen sollten deshalb regelmäßig vom Kind eingefordert werden. Dies gilt sowohl für falsche als auch für richtige Lösungen des Kindes, da zum einen Fehlvorstellungen leichter aufgedeckt werden können und zum anderen eine Nachfrage nicht automatisch mit einer falschen Lösung verbunden wird. Dennoch sind auch Erklärungen von Seiten des Mathehelfers häufig notwendig und sinnvoll, um dem Kind die Inhalte verständlich zu machen. Dabei empfiehlt es sich, Inhalte nicht immer auf die gleiche Weise zu erklären, sondern verschiedene Zugänge in den Fokus zu rücken (Selter, 2017, S.278 ff.).
Als Abschlussaufgabe einer Fördersitzung sollte eine Aufgabe gewählt werden, die das Kind mit hoher Wahrscheinlichkeit lösen kann. Dadurch wird dem Kind sein eigener Lernerfolg bewusst gemacht, sodass es die Fördersitzung mit einem positiven Gefühl verlassen kann. Abschließend sollte gemeinsam mit dem Kind die Fördersitzung kurz reflektiert werden, um dem Kind Lernfortschritte und Schwierigkeiten bewusst transparent zu machen. Das eigenständige Formulieren von Fortschritten, Problemen und Wünschen durch das Kind kann zusätzlich Aufschluss geben (Selter, 2017a, S. 278ff).
Besonderheiten, Kompetenzen und (unerwartete) Schwierigkeiten sollten im Laufe der Fördersitzung oder im Anschluss von Ihnen schriftlich festgehalten werden, um die weitere Förderung planen zu können. Wenn mehr als ein Kind gefördert wird, können auch andere Übungsformate und Interaktionsformen in die Förderung miteinbezogen werden. Gegenseitige Hilfe und ein sachbezogener Austausch bieten Kindern weitere Möglichkeiten, sich intensiver mit den Aufgaben auseinanderzusetzen und das Verständnis zunehmend zu vertiefen (kira.dzlm.de/172).
Die Module „Sinnvoll üben“, „Material einsetzen“ und „Sprachförderung“ bieten weitere Möglichkeiten zur Gestaltung von Fördersitzungen. Konkrete inhaltliche Übungsaufgaben sind in den Modulen des 1. und 2. Schuljahres zu finden.
Weiterführende Informationen