Die folgenden Ausführungen sind eine schriftliche Zusammenfassung der im Video dargestellten Inhalte.
Wie lernen Kinder erfolgreich Mathematik?
Das Kind als Mittelpunkt des Lernprozesses bildet den Grundsatz für die Beantwortung der Frage wie Kinder lernen (Schipper, Ebeling & Dröge, 2015, S.17). Die Eigenaktivität des Kindes steht im Mittelpunkt eines verständnisbasierten und erfolgreichen Erlernens und Festigens mathematischer Inhalte. Denn Wissen kann nicht passiv vermittelt werden, sodass das eigene Handeln und das Entdecken von z.B. mathematischen Strukturen und Zusammenhängen im Lernprozess angestrebt werden sollte.
Eine Handlungsorientierung und Veranschaulichungen haben dabei einen hohen Stellenwert (Schipper, 2009, S. 289). Das Handeln am Material unterstützt beispielsweise den Verständnisaufbau und das Verknüpfen von Vorstellungen mit entsprechenden Vorstellungsbildern, z.B. zur Addition. Dies bildet im weiteren Verlauf des Mathematikunterrichts eine wichtige Grundlage, sodass aus den konkret durchgeführten Handlungen am Material mentale Vorstellungsbilder entstehen, die dann das Aufbauen von beispielsweise Rechenstrategien fördern (Schipper, 2009, S. 290).
Ausgeprägte Übungsphasen sind im Lernprozess ebenfalls von Bedeutung. Dem Üben, also dem Wiederholen und Automatisieren von Aufgaben und Fertigkeiten sowie dem Entdecken und Nutzen von Zusammenhängen und Strukturen sollte genügend Zeit eingeräumt werden. So kann ein langfristiges und tragfähiges Lernen unterstützt werden. Denn es ist nicht das Ziel des Lernprozesses, dass Verfahren lediglich auswendig gelernt und ohne tragfähiges Verständnis angewendet werden. Im Mathematikunterricht sollen Kinder vielmehr auch verstehen lernen und nicht nur Verfahren ausführen und Fakten abrufen können (Selter & Zannetin, 2019, S. 8). So kann es dann gelingen, dass neue Lerninhalte mit dem bereits aufgebauten Wissen vernetzt werden, worauf wiederum neues Wissen anschlussfähig aufgebaut werden kann. Daher sollten also langfristig ausgerichtete Lernprozesse angestrebt werden.
„Der Erwerb kognitiver, also inhalts- und prozessbezogener Kompetenzen ist die zentrale Zielsetzung zeitgemäßen Mathematikunterrichts“ (Selter & Zannetin, 2019, S. 9). Denn Lernen wird als Zusammenspiel von inhaltlichen und prozessbezogenen Kompetenzen gesehen. Das heißt, dass auch die aktive Auseinandersetzung mit den mathematischen Inhalten gelernt und gefördert werden muss, um die prozessbezogenen Kompetenzen zu fördern (Schipper, 2009, S. 41).
Am Beispiel des Erlernens von Zahlzerlegungen bedeutet das Einbinden von prozessbezogenen Kompetenzen zum Beispiel, dass Aufgaben wie „Finde alle Zahlzerlegungen der 5“ angeregt werden können. Für die Lösung dieser Aufgabe müssen zunehmend systematisch Strategien entwickelt werden. Auch das Aufstellen von Vermutungen über Zusammenhänge, die im Anschluss begründet werden, bietet sich dabei an. Das Darstellen der gefundenen Zusammenhänge, z.B. mit Forschermitteln, bildet eine weitere Kompetenz. Folgend kann dann ein Austausch über verschiedene Ansätze und Lösungsstrategien der Kinder zum Finden aller Zerlegungen der 5 angeregt werden.
Lernen ist ein individueller Prozess (Schipper, Ebeling & Dröge, 2015, S.17), der auch in Bezug auf das Tempo bei jedem Kind anders verläuft. Dem individuellen Kind sollte somit, je nach Bedarf und Bedürfnis, entsprechend Zeit gegeben werden, um beispielsweise Aufgaben wiederholen oder neue Inhalte verstehen zu können. Außerdem sollten auch individuelle Lösungs- und Denkwege innerhalb des Lernprozesses gefördert und wertgeschätzt werden.
Der Austausch von Kindern untereinander spielt auch innerhalb des Mathematikunterrichts eine wichtige Rolle. Kinder können dabei in vielfältigen Formen mit- und voneinander lernen. Denn kooperative Lernsituationen fördern zum einen das soziale sowie das sprachliche Lernen und zum anderen auch die prozessbezogenen Kompetenzen. So sollte Kindern im Lernprozess immer die Möglichkeit gegeben werden, sich untereinander über Denkwege, Entdeckungen oder auch Verständnisschwierigkeiten auszutauschen.
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